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Das östliche, römische Kelterhaus

Kaum 40 m moselabwärts der im Jahre 1992 entdeckten Kelteranlage wurde bei Ausschachtungs-
arbeiten für einen Parkplatz sechs Jahre später in der Flur „im Dellert“ am Fuße eines steilen Südhanges („Erdener Treppchen“) unweit der Mosel ein weiteres römisches Kelterhaus angeschnitten, von dem sich an der Oberfläche zuvor keine Spuren abgezeichnet hatten.

Bei den anschließenden Grabungen kamen neben den Resten zweier ältere Gebäude aus der 2. Hälfte des
3. Jahrhunderts n. Chr. auch ein 14,20 x 10,20 m großes Kelterhaus zu Tage. Auf seiner Ostseite war eine Kelter installiert, wobei die Becken auf zwei unterschiedlichen Ebenen errichtet waren. Während die tiefer liegenden Becken zweifelsfrei als Most- oder Auffangbecken dienten, lag auf der oberen Ebene das obligatorische Tret- oder Maischebecken.

Die beiden Mostbecken waren auf unterschiedlichen Niveaus angelegt und durch ein Bleirohr miteinander verbunden. Das höher gelegene Becken wies mit Ausnahme eines kleineren Bereiches um den Abfluss auf dem Boden wie an den Seitenwänden bis zu einer Höhe von rund 15 cm Kalkreste auf. Diese deuten darauf hin, dass das Becken zum Abscheiden von Kalk genutzt wurde, der offenbar zuvor auf die Maische gestreut oder dem Most zugesetzt worden war. Zweck dieser Behandlung war ein Entsäuern des Mostes, das bereits Plinius beschrieb.



Hier ist die Kanalheizung des Fumariums gut zu erkennen


Ein nach Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. an der Südweststrecke des Gebäudes angefügter 7,70 x
6,80 m großer Anbau (Raum 1) diente wohl als „Fumarium“ (Rauchkammer), das in diesem Falle auf eine „Kanalheizung“ (sonst „Hypokaustheizung“) zurückgriff. Auch dieses Fumarium wurde zu Beginn des 5. Jahrhunderts aufgegeben, wie der nachträglich zugemauerte Feuerungs-kanal (Praefurium) erkennen ließ.

Mehr als 120 Münzen gehören, von je einem abgegriffenen Silberdenar der Kaiser Vespasian (69-79) und Trajan (98-117) sowie einem Bronzesesterz des Marc Aurel (161-180) abgesehen, der 2. Hälfte des 3. bis zum frühen 5. Jahrhundert an. Die Münzreihe zeigt wiederum deutliche Schwerpunkte in der 2. Hälfte des 3., dem 2. Viertel des 4., sowie im späten 4. Jahrhundert. Bemerkenswert sind einige nahezu prägefrische, miteinander verbackene Folles, die ausnahmslos in den Jahren 327/8 in Trier geschlagen worden waren. Sie waren offensichtlich in gerollter Form wohl als Teil einer Börse oder eines Schatzes in den Boden gekommen und später vom Bagger auseinander gerissen worden, so dass sich ihr ursprünglicher Fundort nicht mehr ermitteln ließ. Die jüngsten Bronzemünzen bilden Halbcentenionalis der Kaiser Arcadius (383-408) und Honorius (393-423). Zu bemerkenswerten Kleinfunden zählen außerdem einige gestempelte Ziegel (CAMAR und CAPIONACI) sowie vereinzelte merowingerzeitliche Scherben, die eine längere kontinuierliche Nutzung des Gebäudes vermuten lassen. Auch hier wurde unmittelbar westlich von Raum 2 ein beigabenloses Körpergrab beobachtet.



Dieser Abdruck stammt von einer Urne


Bei den Ausgrabungen konnten westlich der Vorgängerbauten (Raum 3) auch drei Brandgräber eines kleineren Friedhofs des 3. Jahrhunderts freigelegt worden. Alle Gräber bestanden aus einem größerem, mit Leichenbrand gefüllten und als Urne dienenden Keramikgefäß, wobei eine der Urnen mit einem Teller abgedeckt war und ein außergewöhnliches Glasfläschchen enthielt, zu dem bisher keine Parallele bekannt geworden ist (Grab 2). Mit Errichtung des ersten Gebäudes wurde der Friedhof wohl noch vor 300 n. Chr. aufgegeben.

Weinrebe, Kirsche, Gerste und Hasel konnten als Pflanzen zu dieser Zeit nachgewiesen werden, Wild- bzw. Unkräuter nicht mitgezählt.

(nach: Dr. Karl-Josef Gilles, Rheinisches Landesmuseum, Trier)