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Das westliche, römische Kelterhaus

Im Rahmen der Flurbereinigung konnte, nach vorheriger Sondage durch Herrn Dr. Gilles vom Landesmuseum Trier, in der steilen Südlage des Erdener Treppchens eine bis 1992 unbekannte Kelteranlage freigelegt werden. Die Reste eines 38x16m großen Kelterhauses aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts n.Chr. kamen ans Tageslicht. Offenbar wies bereits der Kernbau eine spätestens zu Beginn des 5. Jahrhunderts zurückgebaute Kelter unbekannten Umfangs auf. Wohl noch im späten 3. Jahrhundert wurde dieser Bau nach Osten um einen 14 x 8,70 m großen Raum (Raum 2) erweitert, in dem eine zweite Kelter installiert war. Leider waren die zur Moselseite angelegten Becken stärker gestört, so dass wir heute nicht wissen, in welcher Weise sie ursprünglich unterteilt waren. Entweder umfassten sie zwei Maischebecken und ein Pressbecken oder je ein Maische- und Pressbecken gleicher Größe (Becken 4 und 5). Diese Becken korrespondierten wiederum mit drei tiefer gelegenen Most- oder Ablaufbecken.

Die Räume 2 und 3 waren aufgrund nachgewiesener Mauerabsätze und Balkenlager zweigeschossig, wobei in ihrem Obergeschoss Wohn-, Lager- oder Speicherräume untergebracht waren: Im Laufe des 4. Jahrhunderts wurden an der Westseite des Kernbaus (Raum3) noch vier kleinere Räume, darunter ein etwa 4 x 3 m großes „Fumarium“ (Rauchkammer, Raum 6) angebaut, das ebenfalls zu Beginn des 5. Jahrhunderts aufgegeben wurde. Seine Hypokaustziegel fanden in der Kuppel eines 2,50 x 2 m großen Ofens in Raum 3 eine zweite Verwendung.



Eines der ausgegrabenen Körpergräber aus dem 7. Jh.


Nach einer weitgehenden Zerstörung des Gebäudes um die Mitte des 5. Jahrhunderts wurden im planierten Schutt des Kernbaus, dessen noch aufrecht stehende Mauern eine Art von Umfriedung bilden, im Laufe des 7. Jahrhunderts mehrere Körpergräber angelegt. Aufgrund von Streufunden, darunter Scherben einer Reliefbandamphore, scheint der Platz noch bis ins 9. oder 10. Jahrhundert begangen worden zu sein. Vermutlich wurde er von den Angehörigen eines gewissen Austrobald genutzt, der in einer Urkunde des Jahres 774/5 überliefert ist. Danach schenkte eine Theodrada dem Kloster Echternach den Hörigen Austrobald im Berge Ardinigus (Erden) über der Mosel (... super fluvio Mosella in monte Ardinigio ...). Vielleicht bewohnte Austrobald sogar jenen kleinen befestigten Platz mit einer nur 20 m breiten Fläche unweit unserer Kelter, rund 100 m über der Mosel, der im Jahre 1921 festgestellt werden konnte. Austrobald dürfte in einer solchen Wohnanlage mit seiner Familie nur dem Weinbau und dem Fischfang nachgegangen sein. Zahlreiche Keramik- und Glasscherben sowie mehr als 40 Bronzemünzen datieren die Anlage in die Mitte des 3. bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts. Die Verteilung der Münzen, die von Tetricus I. (271-274) bis Arcadius (383-408) reichen, zeigt deutliche Schwerpunkte im 3. Viertel des 3. Jahrhunderts, im 2. Viertel des 4. Sowie im späten 4. Jahrhundert.



Einige Ziegelstempel auf gefundenen Tonscherben


Wiederum geben verschiedene Ziegelstempel (REMI in einer Tabula ansata, EVENTIVS und DE AETHERI) oder Gürtelteile, darunter eine krebschnittverzierte Riemenzunge und eine
9,4 cm lange Astragalröhre, den Staat oder das Militär zumindest seit dem 4. Jahrhundert als Betreiber dieser Anlage zu erkennen. Bemerkenswert sind außerdem die Reste zweier mit „Kalk“ gefüllter Holzfässer an der westlichen Innenseite des Kernbaus.

Als Pflanzen, die zu dieser Zeit hier wuchsen, konnten Weinrebe, Brombeere, Gerste, Hirse, Hanf und Hasel nachgewiesen werden, Wild- bzw. Unkräuter nicht mitgezählt.

(nach: Dr. Karl-Josef Gilles, Rheinisches Landesmuseum, Trier)